"Ständestaat"

Eine Videosequenz von der Landesgedenkfeier 1934 finden Sie auf der CD-ROM.

Seine Etablierung vollzog sich 1933/34 durch die Auflösung des Nationalrats, die Beseitigung der Parteien und deren Überführung in die parteiübergreifende Sammelbewegung "Vaterländische Front" bis hin zur Verabschiedung der ständischen Verfassung vom 1. Mai 1934. In der Theorie handelt es sich um eine nach Berufsständen gegliederte Gesellschaft, die durch Überwindung der vom Marxismus diagnostizierten Klassengegensätze zum "wahren Staat" (Othmar Spann) führen sollte. Von den sieben anvisierten "Ständen" konnten in der Zeit von 1934 bis 1938 allerdings nur zwei (Landwirtschaft und öffentlicher Dienst) als Berufsvertretungen eingerichtet werden.

Charakteristisch für das autoritäre Regime auch in Tirol war nicht nur die Auflösung der parlamentarischen Demokratie und ihre Ersetzung durch eine Regierungsdiktatur, und damit die Beseitigung des parteipolitischen Pluralismus, sondern auch die starke Bindung an Kirche und Klerus. Durch den engen Zusammenhang mit dem politischen Katholizismus schien der "Ständestaat" in Tirol eine besondere Verankerung zu haben. Mit dem Märtyrertod des "Heldenkanzlers" Dollfuß versuchte er einen neuen Österreich-Patriotismus zu wecken, der aber mit Deutschtümelei verkoppelt blieb, womit er nur wenig Aussicht auf Selbständigkeit des Landes eröffnete. In den "Anschluss"-Tagen ging der "Ständestaat" rasch sang- und klanglos unter.