Tiroler Heimatwehr (HW)

Heimatwehr Hall in Tirol, 1927

1920 in Innsbruck gegründeter bürgerlicher Wehrverband, der zwar der christlichsozialen Volkspartei nahe stand, aber neben katholisch-konservativen auch deutschnationale Elemente in sich vereinte. Landesführer war der aus Südtirol stammende Innsbrucker Rechtsanwalt Richard Steidle (Alter Herr der CV Verbindung Austria), Stellvertreter der Universitätsbibliothekar Franz Schweinitzhaupt sowie der Rechtsanwalt Ekkehard Pesendorfer (Alter Herr der Burschenschaft Suevia).

Die HW erreichte ihren Höhepunkt nach dem Justizpalastbrand 1927 in Wien, der Mobilisierung und Zulauf bewirkte. Den Vorwurf, italienische Geldmittel zur Niederhaltung der Linken in Österreich erhalten zu haben, konnte ihre Führung nicht überzeugend entkräften, weshalb sie des "Verrats an Südtirol" bezichtigt wurde. 1930 fand im "Korneuburger Eid" die faschistische Ausrichtung auch der Führung der Tiroler HW ihren Ausdruck. Durch Steidles Funktion als Sicherheitsdirektor übernahm die HW verstärkt Exekutivfunktionen, was sie bei ihren Gegnern (Sozialisten, Kommunisten, Nationalsozialisten) noch verhasster machte. Berüchtigt war die "Gausturmkompanie Hötting" der Brüder Penz ("Penz-Platte"), die dem Vorbild der italienischen Faschisten entsprechend öffentliche "Rizinusöl-Kuren" bei ihren Widersachern durchführte. Das Ende der HW kam durch die Auflösung der Wehrverbände und ihre Überführung in die "Frontmiliz" 1936 unter Bundeskanzler Kurt Schuschnigg.