Oswald von Wolkenstein

zwischen 1375 und 1378 vermutlich auf Burg Schöneck im Pustertal
1445 in Meran

Ritter, Minnesänger, Politiker

Oswald von Wolkenstein war ein politisch aktiver und weit gereister Landadeliger, streitbarer Ritter, aber auch singender Dichter, wobei die Bezeichnung "der letzte Minnesänger" ebenso wenig zutrifft wie "Komponist". Die Zeit des Minneliedes war da längst vorbei, auch war Oswald überhaupt nicht musiktheoretisch gebildet. Seine Bedeutung als Schöpfer zahlreicher ein- und vor allem auch mehrstimmiger Lieder ist jedoch nicht hoch genug einzuschätzen und anhand zweier Prachthandschriften, die er in Sorge um seinen Nachruhm anfertigen ließ, nachvollziehbar (wobei nachweislich einige darin aufgezeichnete Melodien nicht von ihm stammen, sondern von ihm adaptiert wurden).

Seine Texte erzählen von Abenteuern auf Reisen und in der Liebe, geben seine politischen Ansichten ebenso wieder wie seine Reflexionen auf die Welt. Oswald stand in heftiger Opposition zu Herzog Friedrich IV. und dem Bischof von Brixen, nahm an Feldzügen sowie am Konzil zu Konstanz (1414-1418) teil, reiste ans Schwarze Meer wie ins Heilige Land und wurde wegen Erbstreitigkeiten zweimal gefangen genommen. In seinen mehrstimmigen Liedern - die zu den ersten Zeugnissen mehrstimmiger weltlicher Liedkunst in Deutschland gehören - finden sich Elemente westeuropäischer, norditalienischer und deutscher Liedkultur. Das "Greifensteinlied" ist sogar zum Volkslied geworden.