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Fassadenmalerei (Lüftlmalerei) hatte eine Blütezeit besonders im Barock: Das Platzhaus in Wenns, bemalt um 1600, ist ein frühes Beispiel am Übergang von der Renaissance zum Barock.

Das im Kern gotische Helblinghaus in der Innsbrucker Altstadt erhielt um 1730 eine prächtige Barockfassade.

Franz de Paula Penz, Wiltener Basilika.

Die Blütezeit der Kunst in Tirol im Barock

Vielleicht die größte, sicherlich aber die am nachhaltigsten spürbare Blüte der Kunst erlebte Tirol im Barock. Es wurden nicht nur zahlreiche Kirchenbauten barockisiert, sondern es setzte auch ein regelrechter "Bau-Boom" ein: Unter den Baumeistern der Familie Gumpp, die in drei Generationen insbesondere in Innsbruck wirkte, veränderte sich das Bild der Stadt grundlegend; dazu gehören Kirchenbauten wie die Johanneskirche oder die Stiftskirche Wilten, sowie repräsentative Gebäude wie das (Alte) Tiroler Landhaus. Auch die barocke Neugestaltung der Kirche von Stift Stams wird einem Mitglied der Familie Gumpp zugeschrieben. 1647 stifteten die Tiroler Landstände als Dank für die Abwendung der Gefahr des Dreißigjährigen Krieges eine Kirche in der Höttinger Au; diese Mariahilfkirche erbaute Christoph Gumpp. Das von den Baumeistern der Familie umgebaute Wohnhaus der Gumpps, das sog. "Gumpphaus" in der Innsbrucker Altstadt (Kiebachgasse 16), mit seiner barocken Fassade ist heute noch erhalten. Neben den Gumpps stammten viele andere bedeutende Architekten aus Tirol, die aber nicht immer in ihrem Heimatland genügend Aufträge erlangen konnten; so machte der aus dem Oberland stammende Jakob Prandtauer in Ostösterreich eine strahlende Karriere.

Aus der Frühzeit des Barock stammt die Karlskirche in Volders. Sie wurde vom Haller Arzt Hippolyt Guarinoni 1620 gestiftet und selbst geplant. Wie ein Schmuckkästchen nimmt sich die heute dicht neben der Inntalautobahn gelegene Kirche aus. Als erster hochbarocker Kirchenbau Tirols gilt der dem Hl. Jakobus geweihte heutige Dom zu Innsbruck, der nach Plänen Johann Jakob Herkommers ausgeführt und mit Stukkaturen und Deckengemälden der Gebrüder Cosmas Damian und Egid Quirin Asam verziert wurde. Aufgenommen und in den Stil des Rokoko hinübergeführt wurden Elemente aus dem Konzept der Jakobskirche unter Franz de Paula Penz in der Basilika Wilten. Die Fassade ist nicht mehr geschwungen; sie steht - geradezu festlich geschmückt - wie eine Wand da. Der Innenraum ist mit reichen Fresken und Stukkaturen verziert, wirkt aber dennoch leicht und hell - es handelt sich um die bedeutendste Rokoko-Kirche Nordtirols.

Aus den unzähligen plastischen und malerischen Werken des Barock in Tirol soll hier nur ein kleiner Teil hervorgehoben werden: Die Plastik des Barock vertritt auf beeindruckende Weise der frühbarocke Hochaltar in der Stiftskirche von Stams, ein Werk des aus dem oberbayrischen Rottenbuch stammenden Bartlmä Steinles (+1628). Aufwendig geschnitzt stellt er die Wurzel Jesse und Szenen aus dem Leben Mariens dar. Etwas später als der Hochaltar von Stams entstand das Grab Maximilians III., des Deutschmeisters, im Innsbrucker Dom. Das Werk des Caspar Gras zeigt noch deutliche Spuren der Renaissancekunst und gehört zu den wichtigsten Werken des Manierismus in Tirol. In den Hochbarock führt die Plastik der Stamser Stiftsbildhauer Andreas Thamasch.

Ebenso wie in der Plastik mit Bartlmä Steinle kann auch am Beginn der barocken Malerei ein Künstler genannt werden, der häufig für das Kloster Stams arbeitete: Paul Honegger. Er hatte sich im Oberinntaler Zisterzienserstift etwa durch eine Reihe von Portraits der Stamser Äbte einen Namen gemacht. Seine Kunst ist in ganz Tirol vertreten; so schuf er etwa das Altarbild für das Schwazer Franziskanerkloster (Glorie der Franziskanerheiligen). Auch in der Malerei sind es oft Familien, die entscheidenden Einfluss auf die Kunsttätigkeit nahmen: So haben die Mitglieder der Familie Schor die neuen italienischen Einflüsse nach Tirol gebracht. Neben den Schor ist es auch die Familie Waldmann, die mit ihren Werken den Tiroler Barock um 1700 geprägt hat. Ein Beispiel für das Kunstschaffen aus dieser Familie ist das Kuppelfresko der Glorie der Augustinerheiligen in der Klosterkirche zu Rattenberg von Johann Josef Waldmann. Durch das Wirken der Brüder Asam kündigte sich seit den 1720er Jahren der Spätbarock in der Malerei an. Ein Schüler der Asams, der ebenfalls in Südbayern beheimatete Matthäus Günther, sollte rund 30 Jahre später mit seinen Fresken in der Basilika Wilten ein Hauptwerk der Rokoko-Malerei schaffen. Von den Asams und Matthäus Günther beeinflusst wurde auch Josef Adam Mölk, der aber außer in der ausladenden Scheinarchitektur nur wenig mit der neuen Rokoko-Kunst anfangen konnte. Er verblieb lieber bei einem spätbarocken Stil, wie er in der Wiener Hofkunst gebräuchlich war. In Tirol hinterließ er zahlreiche Fresken, so in Ebbs, Niederndorf, Matrei am Brenner, in Hall und Lienz.

Ein überragender Tiroler Maler des 18. Jahrhunderts war Paul Troger, der aber in Nord- und Osttirol nur wenige Werke hinterlassen hat. Sein Schüler Martin Knoller dagegen ist durch sein Hauptwerk, das Deckenfresko in der Karlskirche zu Volders mit der Apotheose, das ist die Erhebung eines Menschen zu Gott, des Hl. Karl Borromäus, präsent. Ein weiterer Schüler Trogers, Johann Jakob Zeiller, konnte sich vor allem in süddeutschen und österreichischen Klöstern einen Namen machen; in Tirol sind mehrere Altarbilder von ihm erhalten. In der Freskomalerei setzten sich Anton und Josef Anton Zoller in zahlreichen Tiroler Kirchen ein Denkmal. Ebenfalls aus dem Rokoko der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammen die Fresken der barocken Pfarrkirche in Söll, die der Schwazer Maler Christoph Anton Mayr geschaffen hat.

Der auf den Barock folgende Klassizismus hinterließ in Tirol nur geringe Spuren; zu nennen ist die Dekanatskirche von Brixen im Thale aus den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts. In der Malerei war es vor allem Martin Knoller, der sich zunehmend zum Klassizisten entwickelte (etwa im "Urteil des Paris" für das Palais Taxis in Innsbruck).

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