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Der grimmige Zottler ist der "wilde Geselle" beim Mullerlaufen.
Klappernd und scheppernd hüpfen die Klötzler durch die Gassen.

Wo die wilden Kerle wohnen

Von den "Martha-Dörfern" (Mühlau, Arzl, Rum, Thaur, Absam) aus haben sich die traditionellen Fasnachtsgebräuche wieder in die ganze Umgebung von Innsbruck verbreitet. Wild und heftig geht es dabei zu. Mittelalterliche Maskeraden, vorchristliche Frühjahrs- und Fruchtbarkeitsriten, sowie der Kampf des Lichtes gegen das Dunkel werden unter großer Zuschauerbeteiligung auf den Straßen der Dörfer um Innsbruck ausgetragen. Die zentralen Figurentypen des Mullerlaufens symbolisieren die vier Jahreszeiten. "Muller" ist dabei der Sammelbegriff für die im Folgenden aufgezählten einzelnen Figurentypen:

Der Winter wird von den "Zottlern" dargestellt, die nach ihren bunten Fransengewändern benannt sind. Eine finster dreinblickende Holzmaske mit dickem Schnurrbart ist von einem mächtigen Kopfputz gekrönt. Mit knurrenden Lauten tänzeln die "Zottler" durch die Gassen, begleitet vom Herbst, symbolisiert durch die "Zaggeler". Diese im Vergleich zu den "Zottlern" um einiges freundlicheren Gestalten tragen blaue Gewänder mit bunten Bommeln als Zeichen für die Buntheit des Herbstes. Dazu kommen noch die "Klötzler", die anstatt der Fransen rasselnde Holzklötzchen tragen und die "Huttler" oder "Fleckler" mit einem Gewand aus allerlei Stoffflicken oder raschelnden Maisblättern ("Türkenflitschen").

Frühling und Sommer wiederum verkörpern die prächtigen "Spiegeltuxer" und ihre Begleiter. Der Spiegel- oder "Altartuxer" ist benannt nach dem Spiegel in seinem riesigen, bis zu 14 kg schweren Kopfschmuck sowie nach seiner grauen Jacke, einst die Tracht aus dem hinteren Zillertal, dem Tuxertal. Diese "Tuxer" genannten Kleidungsstücke haben sich durch die Wandertätigkeit der Händler und Holzfäller weit verbreitet. Ebenfalls aus dem Zillertal stammen die Goldquasten am Hut vor dem Gesicht des Trägers. Die Masken der Frühlingsfiguren sind wesentlich freundlicher gestaltet als jene des Winters. Trotz ihres schweren Kopfschmucks tänzeln die Spiegeltuxer leichtfüßig und wagen von Zeit zu Zeit mit ihren Begleitern, den "Weißen" oder "Halbweißen" (Frühling), "Melchern" (Sommer) und "Hütltuxern", einen flotten Schuhplattler.

Eine traditionelle Figur ist der "Frosch": Der "Zottler" legt sich dazu mit angezogenen Beinen nieder, bis sein Kopfputz den Boden berührt. Steigt ihm nun ein "Weißer", "Halbweißer" oder "Melcher" auf den Bauch und reißt triumphierend die Arme hoch, so ist das ein Zeichen dafür, dass der Frühling den Winter besiegt hat.

Zum Zug gehören ebenfalls die "Wilden" (Krameter), die von Kopf bis Fuß in Wacholderstauden eingehüllt sind, und die Hexen mit ihren gräulichen Masken. Sie verscheuchen die Zuschauer, schaffen dem Zug freie Bahn und "putzen" den Zusehern mit ihren Besen, die sie vorher in möglichst schmutzige Pfützen getaucht haben, die Schuhe. Aus der Tradition der durch das Land ziehenden Schaustellergruppen stammen die in der Tiroler Fasnacht weitum verbreiteten Bären, die zusammen mit ihren Treibern für die Auseinandersetzung des Winters mit dem Frühling stehen. Die Bären müssen dabei nach den Vorgaben ihrer Treiber tanzen, machen es diesen aber so schwer wie möglich.

Im Prinzip sind die Mullerfiguren zwischen den Orten Weer und Zirl dieselben, kleine lokale Unterschiede haben sich aber herausgebildet. So nennen sich zum Beispiel die Absamer "Matschgerer" (von Maske, Maskenträger) und ihre "Zottler" tragen nur einheitlich braun oder schwarz. In Rum darf nur der Halbweiße den "Frosch" besteigen, in Zirl rascheln die Maisblätter und die Thaurer zeigen ihre Verbindung zum Salzbergbau mit dem Knappentanzwagen.

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