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Strukturgewinner und Strukturverlierer im Gewerbe

Gerade im Bereich Handwerk und Gewerbe kann man die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen im Laufe von Jahrzehnten sehr schön dokumentieren. Viele Handwerks- und Gewerbezweige haben im Laufe der Geschichte an ökonomischer Bedeutung eingebüßt oder sind völlig verschwunden, andere dagegen sind - gemäß der strukturellen Veränderung des Wirtschaftens - neu entstanden. Neben dem sprichwörtlichen "Herbst des Handwerks" (Strukturverlierer) ist somit auch immer ein "Frühling" (Strukturgewinner) zu finden. Schaut man etwa in ein Betriebsverzeichnis der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, so kann man darin Gewerbe- und Handwerkssparten finden, die es heute gar nicht mehr gibt. So existierten in der Landeshauptstadt Innsbruck im Jahr 1946 noch Wagenschmiede, Hufschmiede, Bürstenmacher, Pferdefleischer, Kuttlereien, Dienstmänner, Fasstaubentischler, Seifensieder, Pfannenflicker, Rosschlächter, Bürstenmacher, Messerschmiede, etc. Mitte der 1990er Jahre wird man in einem Gewerberegister vergeblich nach solchen "Spezialisten" suchen.

Zudem gibt es viele Gewerbe- und Handwerkssparten, die seit den Nachkriegstagen zwar nicht ausgestorben sind, deren Wichtigkeit aufgrund struktureller Veränderung aber stark an Bedeutung verloren hat. So gab es etwa 1948 in Tirol bei der Innung der Schuster noch 942 Mitglieder, bis 1995 schrumpfte diese Zahl auf 122. Ähnlich dramatisch verlief auch die Entwicklung bei den Schneidern. 1954 waren noch rund 1150 Innungsmitglieder registriert, keine fünf Jahrzehnte später waren es nur mehr 128. Waren 1954 bei der Innung der Müller noch 181 eingeschrieben, waren es 1995 nur mehr 15. In Nuancen spiegelt sich darin auch der ganze wirtschaftliche und soziale Wandel wider. Billigere Massenanfertigung, schneller Wandel der Konsumgewohnheiten, Wegwerfen statt Reparieren, etc. sind nur einige der Schlagworte, unter denen sich diese Veränderungen zusammenfassen lassen. Andererseits hat von den wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen auch eine ganze Anzahl von Handwerks- und Gewerbebetrieben profitiert. Gab es in der Innung der Zahntechniker 1955 erst vier Mitglieder, so waren es 1995 immerhin schon über 50. Auch die Innung der Kosmetiker, Masseure, etc., die 1956 58 Mitglieder zählte, wies 1995 schon über 350 auf. Wie sehr die Werbebranche an Bedeutung gewonnen hat, zeigt sich darin, dass in der zuständigen Innung 1995 schon über 600 Mitglieder verzeichnet waren; bis in die 1960er Jahre gab es dafür noch gar keine eigene Innung.

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