Salzbergbau

zum Vergrößern anklicken ..
Blick auf Hall aus dem Münzerturm

Zur Salzgewinnung durch Bergbau im Halltal legte man jeweils zwei Bergwerksstollen übereinander an, der untere wurde an seinem Ende im Berginneren saalartig erweitert. Vom oberen Stollen wurde dann ein Wasserkanal in diese Erweiterung gebohrt und mittels Schöpfwerken leitete man Wasser in den vorher abgesperrten "Saal" ein. Das Wasser löste das Salz aus dem Gestein und sättigte sich zur Sole, die durch den unteren Stollen abgelassen werden konnte. So legte man im Lauf der Jahrhunderte große Hohlräume in den Salzberg, in denen im Zweiten Weltkrieg Kunstwerke bombensicher gelagert wurden. Die Sole floss durch ein System von Holzrohren zur Saline.

Um 1260-70 verlegte man die Saline in die Nähe des Inns. Der Platz war ideal, denn am Wasserweg ließ sich das benötigte Brennholz bequem heranschaffen. Innerhalb von wenigen Jahren entstand so das Städtchen Hall. 1766 wurde die Siederei nach Entdeckung der Braunkohlelager bei Bad Häring im Unterinntal auf Kohle umgestellt. Bis dahin hatten die massiven Holzschlägereien jedoch erheblich zur Verkarstung der Gebirge beigetragen.

Die Arbeit im Salzbergwerk war hart und die Arbeiter unterlagen einer strengen Hierarchie, genossen dafür aber auch besonderen Schutz. Das Halltal bildete rechtlich eine "Freyung" - das ist eine Institution mit eigener Verwaltung und Gerichtsbarkeit, auf die das Landesgericht keinen Einfluss hatte. Dem Bergmair unterstanden die Knappen und Hauer; deren Knechte, die "Säuberer" (das waren Schöpfer, welche die Sole in Holzeimern oder Lederkübeln zu den Rohrleitungen schafften); die "Rüster", welche die Stollen auszimmerten; die Schmiede und die "Würker", die das Holz herbeischafften. Um 1600 waren insgesamt 236 Männer im Salzbergwerk beschäftigt, um 1800 813. Gearbeitet wurde anfangs in Schichten zu sechs Stunden. Nach Arbeitsende zog die Mannschaft wieder ins Tal zu ihren Familien und Landwirtschaften, denn im Gegensatz zu den Schwazer Silberknappen reichten die Einnahmen aus dem Salzbergbau nicht dafür aus, dass die Bergleute auf eine Lebensmittelversorgung aus Eigenproduktion verzichten konnten. Dennoch hatten die Knappen eine starke Bindung an das Salzbergwerk, da es ihnen eine sichere Stellung sowie Gesundheits- und Altersfürsorge bot - zwei in Zeiten ohne Sozialversicherung begehrte Privilegien. Daher gab es auch kaum Unruhen; einzig technische Fortschritte in der Salzaufbereitung wurden von den Knappen argwöhnisch beäugt, weil sie um ihre Arbeitsplätze fürchteten. Die Arbeitsbedingungen hatten sich laufend verbessert, im 19. Jh. wurde die 48-Stunden-Woche eingeführt. Freilich sanken die Beschäftigungszahlen im Gefolge des technischen Fortschritts rasch, im Jahr 1874 waren nur mehr 134 Personen im Salzbergbau beschäftigt.

Die Begleiterscheinungen des Salzsiedens wurden jedem in Hall vor Augen geführt: Der deutsche Schriftsteller Heinrich Laube (1806-1884) etwa schrieb in seinen Reisenovellen: "Der Wagen rollt durch Hall, das von den Salzsiedereien über und über in Dampf gehüllt wird." Den Inn abwärts wurde das Salz nur bis zur Salzburger und Bayrischen Grenze geliefert, da sowohl in Salzburg als auch in Bayern Salz gewonnen wurde. Über den Brenner (siehe Alpentransit) wurden Südtirol und Oberitalien (bis Mailand), über das Oberinntal Vorarlberg, die Schweiz und Schwaben (bis Freiburg im Breisgau) mit Salz aus Hall versorgt.

Zurück ..