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Am Zirbenweg zwischen Patscherkofel und Glungezer

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Die Hauswurz bildet auf felsigem Untergrund dichte Polster.

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Der Stengellose Enzian lockt mit seinen blauen Blüten bestäubende Insekten an.

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Der Trauben-Steinbrech hat seinen Namen von seinen üppigen Blütenständen.

Lebensbedingungen im Hochgebirge - Anpassungen der alpinen Pflanzenwelt

Gebirgspflanzen müssen mit ungleich schwierigeren Lebensbedingungen als ihre Verwandten im Tal zurechtkommen:
Häufiger und oft schroffer Wechsel klimatischer Faktoren
Lange Winter und sehr kurze Sommer
Hohe Strahlungsmengen am Tag, starke Abstrahlung in der Nacht
Starke UV-Strahlung
Extreme Temperaturunterschiede im Tagesverlauf
Angespannter Wasserhaushalt
Schneeverfrachtende Wirkung des Windes
Ungünstige Bedingungen in Nordlagen
Geringe Bodenaktivität, schlechtere Verfügbarkeit von Nährstoffen

Alle Pflanzen des alpinen Lebensraumes sind daher sehr empfindlich gegenüber Störungen von außen. Da Pflanzen nicht wie Tiere ausweichen können, müssen sie mit den jeweiligen Veränderungen fertig werden - oder sie sterben ab. Störungen der Vegetationsdecke wirken lange nach. Ein Krummseggenrasen auf 2500 m Höhe benötigt beispielsweise 1000 Jahre, um nur einen Meter weiterzuwachsen!

Zahlreiche geniale Anpassungen in Wuchsform und Lebensweise ermöglichen neben speziellen Schutzvorrichtungen trotzdem die Besiedelung extremer Lagen. Da die Lebensbedingungen an jedem Standort verschieden sind, gibt es keine "ideale Gebirgspflanze", wohl aber zahlreiche gut angepasste Lebensformen. Ganz besonders hochgebirgstauglich sind:
Rosettenstauden: Mit flach an den Boden gedrückten, schraubig angeordneten Blättern lässt sich viel Licht einfangen und zudem die Bodenabstrahlung gut ausnutzen (Primeln, Steinbrech).
Polsterpflanzen und Spaliersträucher: Kleine Oberflächen und guter Bodenkontakt bieten dem Wind wenig Angriffsfläche und ermöglichen ein fast subtropisches Mikroklima im Bestand (Spalierweiden, Gemsheide, Stengelloses Leimkraut, Mannsschild).
Horstbildende Gräser: Dichte Horste sorgen für den Verbleib abgestorbener Pflanzenteile und damit Humusbildung (Horst-Segge, Krumm-Segge, Schwingel).

Viele interessante Überlebensstrategien bringen den Beobachter zum Staunen:
Investition in den Untergrund: Oberirdische Teile von Gebirgspflanzen sind meist klein, dafür sind die Wurzelsysteme bis zu 5 mal größer als bei verwandten Arten im Tal.
Sinnvolle Partnerwahl: Die meisten Gebirgspflanzen kooperieren mit Wurzelpilzen, die ihnen eine bessere Aufnahmefähigkeit von Nährstoffen garantieren.
Selbst ist die Pflanze: Wegen des Bestäubermangels in großer Höhe haben viele Arten Mechanismen zur Selbstbestäubung entwickelt.
Blütenpracht als Schein: Da Samen bei vielen Gebirgspflanzen nur selten ausreifen können, verzichtet so manche Sippe ganz auf Samenbildung und vermehrt sich über Ausläufer, Brutknospen oder Tochtertriebe (Alpen-Rispengras, Hauswurz, Kriechender Nelkenwurz).
Dick ist schick: Manche typische Felsbewohner können in ihren fleischigen Blättern Wasser speichern und somit dem austrocknenden Wind und der starken Strahlung trotzen. Sie machen es den Wüstenpflanzen gleich (Fetthennen, Steinbrech, Hauswurz).
Blau ist schlau: Dunkle Farbtöne absorbieren starke Strahlung und bieten Schutz. Ein kräftiges Blau ist aber auch für viele Bestäuberinsekten unwiderstehlich (Enzian).
Was gegen Kälte gut ist, hilft auch gegen Wärme: Ein dichtes Haarkleid bietet vielen Pflanzen einen sicheren Kälte- und Verdunstungsschutz.

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