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Bis zum Bau der Eisenbahn im 19. Jh. erfolgte der Warentransit durch Tirol mittels Pferdekarawanen. Wandmalerei am Gasthof Stern in Ötz

Brennergrenzstelle im Jahr 1955

Von der autolosen Zeit zum Transitproblem

Es braucht nicht weiter betont zu werden, dass es sich bei der Tiroler Verkehrsentwicklung um eine Veränderung handelt, die jedes historischen Vergleichs in der Tiroler Geschichte entbehrt. Ein paar kurze Skizzen sollen die Ausgangslage in den Jahren nach 1945 in Erinnerung rufen: Kurz nach Kriegsende war eine Fahrt mit dem Auto noch eine Rarität, Benzin gehörte zu den teuersten und rarsten "Säften" der Gesellschaft. Es war die Zeit des "Holzvergasers" (Fahren mit Tankgas, das aus Holz hergestellt wurde). "Individualverkehr" gab es praktisch nur mit dem Fahrrad. Die dominierende Verkehrsform war der öffentliche Verkehr. Bundesbahn, regionale Kleinbahnen, Postbusse und städtische Verkehrsbetriebe bestritten den Großteil des Verkehrsaufkommens. Wie "berauschend" der Verkehr übrigens damals gewesen sein muss, kann man am besten daran ablesen, dass man etwa noch im Dezember 1950 Teile der Innsbrucker Straßen "versuchsweise als Rodelstraßen" freigab.

Seit jenen Tagen hat sich die Verkehrssituation gravierend verändert. Als einen roten Faden dieser Entwicklung kann man wohl die Entwicklung weg vom öffentlichen Verkehr hin zum Individualverkehr festhalten. Dies heißt nicht, dass der öffentliche Verkehr in diesem Zeitraum verschwunden wäre, ganz im Gegenteil. Auch der öffentliche Verkehr verzeichnete seit Mitte der 1950er Jahre zum Teil erhebliche Steigerungen. So hat sich etwa die Anzahl der Schnellzüge, die durch den Innsbrucker Hauptbahnhof gefahren sind, zwischen 1950 und 1995 mehr als verfünffacht, auch der Güterverkehr auf der Bahn hat seit den Nachkriegstagen erheblich zugenommen. Gemessen aber an dem, wie der Individualverkehr seit Anfang der 1950er Jahre sich entwickelte, verblasst die öffentliche Verkehrsentwicklung. Dabei begann alles ganz gemächlich. 1945 gab es in Tirol ganze 1.299 "fahrbereite" Personenkraftwagen. Den Zeitumständen entsprechend unterschieden die Statistiker damals noch zwischen "fahrbereiten" und "nicht fahrbereiten" Kraftfahrzeugen. Mit 1.323 lag die Zahl der LKWs damals sogar noch über der Zahl der PKWs. Insgesamt betrug der gesamte Kraftfahrzeugbestand 1945 in Tirol 6.604.

Zehn Jahre später gab es bereits über 32.000 Kraftfahrzeuge in Tirol, der Bestand hatte sich somit seit Kriegsende etwa verfünffacht. Damals waren rund 9.000 Personenkraftwagen in Tirol angemeldet. Von 1955 bis 2000 hat sich der PKW-Bestand mehr als versechsundreissigfacht und noch immer ist keine endgültige Sättigung abzusehen. Knapp 330.000 Personenkraftwagen (inkl. Kombis) waren Ende Dezember 2000 in Tirol gemeldet. Zudem waren rund 28.700 LKWs gemeldet, über achtmal so viel wie 1955. Insgesamt gab es 2000/01 in Tirol 447.000 Kraftfahrzeuge (ohne die rund 42.000 Anhänger).

Bevor allerdings das Auto in Tirol seinen Siegszug antreten konnte, zählte das Motorrad (und der Motorroller) zu dem Fortbewegungsmitteln par excellence. Anfang der 1950er Jahre kam es zu einem regelrechten Anmeldungsboom dieses Fortbewegungsmittels auf zwei Rädern. Allerdings dauerte diese "Konjunktur" nicht sehr lange, Ende der 1950er Jahre war das Motorrad bereits wieder völlig out, der Siegeszug des Autos sollte es für Jahre fast zu einem Art Exotendasein degradieren. Autofahren hieß die neue Devise. Erst mit Beginn der 1970er Jahre ändert sich dieses Bild wieder. Die Anmeldungen von neuen Motorrädern stiegen erneut stark an. Hinter dieser Entwicklung verbirgt sich ein erheblicher Strukturwandel. Waren Anfang der 50er Jahre die zweirädrigen Kraftfahrzeuge beinahe ausschließlich ein Verkehrsmittel, das primär dem Zweck der Fortbewegung diente, so wird seit den 70er Jahren das Motorrad auch ein klassisches "Konsum- und Freizeitgut". Die zielgerichtete Fortbewegung tritt in den Hintergrund, die Lust am Geschwindigkeitsrausch etc. tritt in den Vordergrund.

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